Abschlussfahrt der 12. Klassen

Mit Ach und Krach ging es Ende August 2010 auf zu unserer letzten Klassenfahrt. Mit Ach, da viele von uns die ca. 8stündige Fahrt am liebsten übersprungen hätten. Mit Krach, da im Reisebus die ersten „Erfrischungsgetränke“ geleert wurden.

Frei nach dem Motto „Komm, wir fahren nach Amsterdam“ – denn mehr als diesen einen Vers des Liedes kannten nur die wenigsten von uns – fuhren wir in das Land der Fahrräder, der per Nagelschere gestutzten Rasenflächen – so schien es jedenfalls – und der Holzschuhe. In Biddinghausen waren wir im Ferienpark des Freizeitparks „Walibi World“ untergebracht. Mit jeweils sieben Leuten wurden die einzelnen Bungalows bezogen. Nachdem beim Durchzappen des Fernsehprogramms auch deutsche Sender entdeckt wurden, richteten wir uns unter den Klängen von Spongebob & Co. Ein. Dabei verschoben wir Betten, hängten Bilder schief auf – da sie so angeblich besser aussahen – füllten die Kühlschränke mit der Selbstverpflegung und verstauten die nötigsten Gegenstände aus unseren Koffern in den Schränken. Anschließend wurden die Regeln der Hausordnung eingehend studiert. So sollten wir z. B. „Keine Katzen futtern!“

Den ersten gemeinsamen Abend verbrachte jeder Bungalow unterschiedlich. Die einen fühlten sich in die Anfänge der Pubertät zurückversetzt und spielten Flaschendrehen und „Wahrheit oder Tat“, andere bevorzugten eher Videospiele. Manche schlossen Bekanntschaften mit den benachbarten Bungalows, was manchmal durch die zum Verwechseln ähnlich aussehenden Gebäude eher unabsichtlich passierte oder gingen spazieren. Dabei wurden teilweise echte Abenteuer erlebt, denn mysteriöse Gestalten bewegten sich in den umliegenden Gebüschen und schienen einige von uns zu verfolgen. Später entpuppten sich die Angst einflößenden Kreaturen zwar als harmlose Katzen, vor deren Verzehr in der Hausordnung ja ausdrücklich gewarnt wurde, trotzdem war das Ganze schon ziemlich aufregend. Schlafen war für die meisten natürlich eher nebensächlich, manche vergaßen es sogar gänzlich. Entsprechend erging es ihnen auch am nächsten Tag. Das „sanfte Schaukeln“ des Busses, der uns zu unserer ersten Ausflugsstation brachte, verbesserte das Befinden der Übernächtigten nicht wirklich.

Der besagte erste Ausflugsort hieß Lelistad, wo sich das rekonstruierte Frachtsegelschiff „Batavia“ befindet. Auf dem Weg vom Bus zur Werft interessierten sich viele schon eher für das angrenzende Outlet-Center als für die anstehende Schiffsbesichtigung. Nach der Begutachtung des Schiffes, die teilweise durch die niedrigen Decken und Balken ziemlich ungemütlich und für manchen sogar schmerzhaft war, rasten alle in das bereits erwähnte Outlet-Center. Hier erholte man sich von der anstrengenden Führung – oder vielleicht doch eher von der vergangenen Nacht. Die Weiterfahrt verzögerte sich dann jedoch durch eine Buspanne. Deshalb musste die geplante Besichtigung einer Käserei und Holzschuhmacherei auf den nächsten Tag verschoben werden.

Also begann am nächsten Tag die Stadtrundfahrt durch Amsterdam auf einem kleinen Bauernhof. Dort ließen wir uns die Herstellung von Käse und typisch holländischen Holzschuhen zeigen. Einigen war der ziemlich penetrante Käsegeruch zu viel. Sie warteten draußen. Die „kleine Kinder aus Sachsen-Anhalt mit große Kameras“ durften nach der Führung im Hofladen ein paar Andenken einkaufen und sich draußen mit den Kühen anfreunden. Nachdem neue Freundschaften mit den Wiederkäuern geschlossen worden waren, ging es auf zu der schon heiß herbeigesehnten Fahrt durch Amsterdam. Unsere Stadtführerin Melitta wusste viel – eigentlich zu viel – über die Stadt und ihre Bewohner zu erzählen. Anschließend ging es zu Fuß durch die Hauptstadt der Niederlande. Dabei wurden wir über die Coffeeshops aufgeklärt. Versehen mit diesen Informationen machten wir uns auf zum Viertel der Einsamen, der nach Liebe suchenden, der leicht bekleideten Mädchen – dem Rotlichtviertel. Wie Schaufensterpuppen standen die „Angebote“ in ihren Kabinen, in die man von der Straße aus hineinsehen konnte. Einige von uns konnten zwar einem flüchtigen Flirt der Freudenmädchen nicht entgehen. Aber ganz geheuer war es vielen (Mädchen) jedoch nicht. Dann gehörte ganz Amsterdam uns – wir durften die Stadt für einige Stunden auf eigene Faust erkunden.

Am nächsten Tag erwartete uns ein ganztägiger Aufenthalt im benachbarten Freizeitpark. Die Achterbahnen und anderen Fahrgeschäfte trieben den Adrenalinspiegel in die Höhe und verursachten Heiserkeit. Auch die Lehrer ließen es sich nicht nehmen, sich in den Waggons durchschütteln zu lassen. Abends ließ man die Abschlussfahrt recht ruhig ausklingen. Es wurde viel gelacht, geredet und man genoss die Anwesenheit der anderen.

Am letzten gemeinsamen Morgen packten wir unsere Koffer und brachten die Bungalows wieder in ihren ursprünglichen Zustand. Nach dem Frühstück stiegen wir in den Bus, mit der Gewissheit, dass dies vermutlich das letzte Mal war, dass wir alle zusammen so viel Zeit miteinander verbringen konnten.

Text: Katharina Weis
Fotos: GropiRazzi