Partner fürs Leben – Patenschaftsvertrag zwischen DSD und WGG
Partnerschaften zwischen verschiedenen Schulen, Städten oder Ländern sind nichts seltenes, ja sogar üblich – doch wie sieht es mit Partnerschaften zwischen Stammzellspenderdateien und Schulen aus?
Eher mau, und um das zu ändern, geht das Walter-Gropius-Gymnasium Dessau mit gutem Beispiel voran. So wurde am 07. 11. 2013 die Partnerschaft unserer Schule mit der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD) besiegelt. Die Zusammenarbeit blieb auch im Vorfeld nicht fruchtlos: erst im letzten Jahr besuchte ein Team bestehend aus Vertretern der DSD und Herrn Dr. Kroll die 12. Klasse. Am Tage der Besiegelung der Partnerschaft stellten sich wieder Vertreter der DSD und abermals Herr Dr. Kroll zur Verfügung, den Wissensdurst der Schüler aus Klasse 11 und 10 zu stillen.
Mit einem Zitat Schillers beginnt Herr Dittrich die Stunde: „Leiste deinen Zeitgenossen, was sie bedürfen, nicht was sie loben!“ Weiterhin erzählt Herr Dittrich über den Heiler Asklepios, auch bekannt als Polyidos, der den im Honigfass ertrunken Sohn des Minos wieder zum Leben erweckte, indem er eine Schlange beobachtete, die mittels eines Krauts eine andere wieder zum Leben erweckte. Ebenso wie in dem Mythos geht es auch beim Stammzellen- oder Knochenmarkspenden um das Geben für einen Anderen, ohne materiellen Selbstzweck. Frau Gröbel geht auch noch einmal auf Schiller ein, denn den an Leukämie Erkrankten ist die Spende ebenso ein Bedürfnis, ein lebenswichtiges sogar, das wir zu stillen fähig sind. „Alle 45 Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland an Leukämie“, beginnt sie, „das bedeutet, wenn euer Schultag vorüber ist, sind ungefähr 10 weitere Menschen mit der Diagnose Blutkrebs konfrontiert.“ Sie führt aus, dass nur etwa 30 % der Erkrankten in ihrem verwandtschaftlichen Umfeld einen passenden Spender finden, 70 % sind auf einen Fremdspender angewiesen. Als die Fragerunde eröffnet wird, sind die Schüler anfangs zurückhaltend und scheinen sich nicht recht zu trauen. Herr Robeus überbrückt die Zurückhaltung, indem er uns erzählt, wie wahrscheinlich – oder eher unwahrscheinlich – es ist, einen genetischen Zwilling zu finden: zwischen 1:600 und 1:einer Billion. Die harten Fakten haben uns auftauen lassen: erste Finger heben sich und Fragen an das freundliche vierköpfige Team vor uns werden geäußert. Die überwiegend medizinischen Fragen beantwortet größtenteils der kompetente Ansprechpartner Dr. Kroll. So erfahren wir unter anderem, dass die Nebenwirkungen für den Spender gering sind, spenden nur im Alter von 18 bis 40 Jahren möglich ist und die Kosten von der DSD getragen werden, insofern wir uns bei ihr registrieren lassen. 900 Menschen wurde Dank der DSD bisher schon ein zweites Leben geschenkt. Auf die Frage, was Empfänger bei ihrem ersten Treffen mit den Spendern empfinden, antwortet Herr Robeus mit einem kurzen, aber präzise gewählten Wort: „Dankbarkeit.“ Von Seiten der Spender seien bisher Reaktionen gekommen wie „Aber das war doch selbstverständlich!“ Herr Robeus gesteht, dass dies das Schönste überhaupt ist.
Die Stunde ist viel zu schnell vorbei, als dass man sich noch weiteren Fragen und tiefergehenden Diskussionen über ethische Aspekte widmen könnte. Die Partnerschaft wird besiegelt, sichtbare Freude herrscht auf allen Seiten. Unser Schuldirektor Herr Teichert bringt zum Ausdruck, dass Schule auch den Bezug zum Leben „da draußen“ braucht und mit solchen Aktionen eben dieser Bezug gefunden wird. „Solche Schilder hängen wir uns gerne an die Tür!“, schließt er ab und spielt damit auf das Schild an, das demnächst gut sichtbar am Schulgebäude angebracht werden soll und unsere Partnerschaft „fürs Leben!“ verdeutlicht.
Text: Sophie Ritter (Klasse 11c)
Fotos: GropiRazzi
Selected texts are available in English