„Ab auf die Piste …!“ – Skilager der 11. Klassen

„Ski heil und Hals- und Beinbruch!“ – wie oft haben wir diese besten Wünsche im Vorfeld von unseren Eltern, Lehrern und Freunden hören müssen. Zur Beruhigung im Vorfeld: Geholfen haben sie allemal – zumindest, was die Schüler betrifft.

Am Abend des 23.01.2015 war es dann soweit. Mehr als 40 Schüler der 11. Klassen machten sich zum Skilager ins italienische Lappach auf. Während die einen es kaum erwarten konnten, übten sich andere eher in gesunder Skepsis. Für die, dank viel Musik, durchwachte Nacht wurden wir am nächsten Morgen durch ein beeindruckendes Alpenpanorama und ein Frühstück in der Pension „Sonneck“ ausreichend entschädigt. Nach erfolgreichem Ausrüsten, aber auch etlichen Flüchen über nicht passen wollende Skischuhe, die sich merkwürdigerweise jeden Morgen wiederholten, war nach gut drei Stunden die erste Hürde genommen und es hieß endlich „Ab auf die Piste!“. Als gefühlte Astronauten in Raumanzügen drängten wir uns schließlich in den Skibus zum „Speikboden“.

Während sich die Anfänger dort mehr oder weniger erfolgreich mit der Elementarschule auf dem Einsteigerhügel abplagten, ging es für die Fortgeschrittenen zum Einfahren auf die übrigen Pisten. Trotz einiger Nachfragen wurde der allseits beliebte Notsturz jedoch nicht zur Bewertung zugelassen. Doch auch der sollte, wie viele von uns lernen mussten, gelernt sein. Wenig überraschend todmüde stiegen wir schließlich am späten Nachmittag wieder in den Bus. Unser Fahrer Ronny erwartete uns bereits mit sehr einprägsamen Après-Ski-Hits. Doch die Musikgeschmäcker gingen hierbei weit auseinander. Während eine Hälfte auf ein baldiges Ende der Fahrt hoffte, wurden bei anderen, getreu dem Motto „Wenn nicht jetzt, wann dann …“ überraschend neue stimmliche Energien geweckt. Nach einem ausgezeichneten italienischen Abendessen fielen dann aber doch alle – klagend über Muskelkater an bisher nicht gekannten Stellen – in ihre Betten.

Als eine besondere Herausforderung gestaltete sich immer wieder die allmorgendliche Suche nach der eigenen Ausrüstung am Bus. Des Öfteren mussten die heißgeliebten Schuhe und Skier anhand von Handyfotos identifiziert und getauscht werden, bevor man dann versuchen konnte, diese auf dem komplett gefrorenen Parkplatz anzuziehen. Schon abseits der Piste führte dies zu der einen oder anderen Bruchlandung.

Abgesehen von Pflugbogenfolge oder Carven, sorgte vor allem das parallele Grundschwingen für interessante neue Fahrweisen. Der Verzweiflung nahe über selbstständig gewordene Skier und erste Ausflüge zu den Bäumen abseits der Piste, fragten sich manche auch, ob der Skikurs tatsächlich die richtige Entscheidung gewesen sei. Doch spätestens am skischulfreien Dienstag zeigten sich bei allen Fortschritte und wer noch den Aufstieg zum Pub auf sich nehmen wollte, konnte diese abends gebührend feiern.

Wie in jedem Jahr, galt es aber auch, die Risiken des Wintersports zu erfahren. Diesmal erwischte es jedoch keinen der Schüler, sondern zwei unserer Lehrer. Nach einem Sturz war es mit dem Skifahren für sie (mehr oder weniger) vorbei. Uns – noch unverletzten – Schülern stand hingegen der Riesentorlauf bevor. Auch wenn das eine oder andere Tor anfangs noch verfehlt wurde, meisterten beim Zeitfahren am Donnerstag fast alle den Slalom ohne Probleme. Ausklingen ließen wir den Tag auf einem bestens präparierten Rodelhang. Ganz egal, ob als Reifenformation, auf abstrakten Konstruktionen mit einem Ski oder auf dem klassischen Schlitten, der Geschwindigkeit waren keine Grenzen gesetzt. Nicht nur beim Wettrodeln brachten wir die Piste und – infolge mangelnder Bremskenntnisse – auch den angrenzenden Parkplatz zum Glühen, bevor es uns schließlich alle in die benachbarte Pizzeria zog.

Bei den gefürchteten Technikkontrollen am Freitag gaben trotz Tiefschnee und Nebel auf der Piste alle ihr Bestes und versuchten auf den drei Hängen möglichst unauffällig an den vage im Schneegestöber auszumachenden Lehrern vorbeizufahren. Nach einem ausgedehnten Auftauen in der Hütte begann mit dem Skifasching der angenehmere Teil. Egal, ob Mexikaner, Weihnachtsmann oder Tatortreiniger, um die traditionelle Skitaufe mit Einseifen und feierlichem Trunk kam niemand herum. Frisch aufgenommen in die Speikbodener Chaosskifahrergesellschaft begaben sich „Pistenbully“, „Schneegestöber“ & Co auf ihre letzten Abfahrten und zogen dabei, immer noch in den Kostümen, den einen oder anderen verstörten Blick auf sich. Hundemüde schleppten wir uns ein letztes Mal zurück zu hervorragenden hausgemachten Nudeln und Apfelstrudel in unsere Pension, an der uns schon der Bus zurück ins warme Dessau erwartete.

Für einige wird dies vermutlich der vorerst letzte Kontakt mit einer Skipiste gewesen sein, andere hingegen haben in dieser ereignisreichen Woche auch als Anfänger Freude am Fahren mit Brettern unter den Füßen gewinnen können. Wenn wirklich alle etwas Bleibendes mitgenommen haben, dann diese alte Skifahrerweisheit, die zum Schluss natürlich niemandem vorenthalten bleiben soll. „Runter kommt man immer!“

Text: Erik Lisso
Fotos: Kathrin Neitzke