Stippvisite bei Freunden – Deutsch-Französischer-Tag

Was bedeutet eigentlich typisch Französisch? Die Klassiker Baguette, Käse und Wein mögen jedem ein Begriff sein, doch was macht unseren europäischen Nachbarn wirklich aus?

Anlässlich des Tages der deutsch-französischen Freundschaft galt es, Antworten auf diese Fragen zu finden. Zum bereits sechsten Mal haben die Französischkurse der 12. Klassen den 22. Januar mit einem kleinen Programm gestaltet – in Erinnerung an die Unterzeichnung des Elysée-Vertrages zwischen Deutschland und Frankreich genau 53 Jahre zuvor. Neben Einblicken in Sprache und Kultur, gehörte dazu ebenso die Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen des Partnerlandes. Insbesondere das traditionelle Theaterstück in französischer Sprache, welches in diesem Jahr den Titel „L´Hôtel Dieu“ (übersetzt „Das Haus Gottes“, gleichzeitig Name eines alteingesessenen Pariser Hospitals) trug, warf Fragen der Integration, aber auch zum Umgang mit Klischees und Vorurteilen auf.

In insgesamt drei Vorstellungen verwandelte sich der Speiseraum unserer Schule in den Hörsaal einer französischen Universität und schon fanden sich die siebten bis zehnten Klassen in einer Medizinvorlesung – mitten im Geschehen – wieder. Da beginnt plötzlich François (Alexander Lehmann), einer der Studenten, stark zu husten. Was alle anfangs nur als nervende Störung empfinden, führt schließlich dazu, dass er stirbt. Schnell macht sich Panik breit, die die Suche nach der Todesursache zunächst überschattet. Die eintreffende Polizei (Henriette Carnarius, Florian Haseloff) riegelt den Saal ab, da sie eine Epidemie vermutet und bringt das Fass so zum Überlaufen. Von der Extremsituation überwältigt, gehen die Studenten aufeinander los und versuchen den Schuldigen unter sich auszumachen. Die „Musterschülerin“ Florence mit dem Vorzeigeabitur (Nina Kahl) gerät dabei ebenso unter Verdacht wie die streng gläubige Marie (Theresa Landes), die syrische Immigrantin Emma (Tina Kupka), der überambitionierte „YouTuber“ Simon (Carlotta Kremer), der protzende Macho Fabien (Marie Schneeweiß) oder die unauffällige Amelie (Eva Guhl). Typische Vorurteile über die verschiedenen sozialen und ethischen Gruppen werden diskutiert, bis die angehenden Mediziner feststellen: Es muss Mord gewesen sein! Sie nehmen die Leiche genauer in Augenschein – die Jagd nach dem Mörder beginnt, bei der möglicherweise die an einem Pariser Krankenhaus verfasste Doktorarbeit von Monsieur Moreau (Benjamin Schwager), seit 30 Jahren Professor durch und durch, eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt …

Auch wenn die Zuschauer vielleicht nicht jedes einzelne Wort übersetzen konnten, packte sie dank einer wirklich überzeugenden spielerischen Leistung, sowie helfenden Zusammenfassungen auf Deutsch (Lorenz Giesemann, Max Grempel) am Ende doch die Spannung und die Darsteller erwartete ein begeisterter Beifall. Selbst eine Dame des Essenservices, die die Anlieferung unserer Schulspeisung unfreiwillig mit in den Bann des Geschehens zog, konnte die Authentizität der Schauspieler bezeugen. Hinzu kam in diesem Jahr eine weitere Besonderheit: Das gesamte Stück „L´Hôtel Dieu“ war zuvor von Zwölftklässlern selbst verfasst wurden. Charlotte Leidiger und Erik Lisso übernahmen nicht nur die Inszenierung, sondern zeigten sich als Autoren ebenfalls für die Handlung des Kriminalfalls verantwortlich.

Doch auch die nicht Französisch lernenden Schüler konnten an diesem Tag einen Teil der Kultur des Partnerlandes auf etwas andere Art und Weise erleben. Das provisorische Pausenbistro hielt im zweiten Eingang neben selbst gemachter landestypischer Patisserie und weiteren süßen Leckereien, klassische Baguettes, Käse-Frucht-Spieße und Co bereit und sorgte somit kulinarisch für entsprechendes Flair. Im Nu waren viele der Spezialitäten vergriffen, der kleine Stand dicht umlagert und so war sich am Ende nicht nur der Schulleiter sicher: „Solch eine Tradition sollten wir fortführen!“

Text: Erik Lisso
Fotos: GropiRazzi