Studienreise nach Sankt Petersburg
„Zum dritten Mal in Sankt Petersburg, aber trotzdem ist vieles neu.“ Unter diesem Motto stand für die Zwölft- und Zehntklässler die diesjährige Studienfahrt nach Russland.
Doch nicht nur die „alten Hasen“ konnten staunen, sondern auch die „Frischlinge“ der neunten Klasse. Unsere Reise begann am Montag, dem 13.06.2016, in den frühen Morgenstunden. Die Unterlagen wurden gecheckt, letzte Kopien des Reisepasses gemacht und dann fuhren wir endlich mit dem Bus in Richtung Berliner Flughafen. Kraft sammeln lautete zunächst die Devise, sodass die meisten vor sich hindösten und Musik hörten oder einfach „Mutters Verpflegungspaket“ auspackten, um sich schon einmal zu stärken. – Man weiß nie, was einen noch erwartet.
Nach sehr gewissenhaften Kontrollen auf dem Flughafen saßen wir endlich im Flugzeug. Die Reise konnte beginnen: im Sturzflug ins weite Russland. Knapp zwei Stunden später landeten wir in einer der schönsten Städte Europas: Sankt Petersburg, dem „Venedig des Nordens“. Gleich am Flughafen Pulkowo wartete bereits die hübsche, junge Anna, um uns zum Hotel Azimut mit dem Bus zu begleiten. Am Nachmittag, nachdem wir die Zimmer in Beschlag genommen hatten, erkundeten wir das Hotel und dessen Umgebung. Natürlich mit den passenden Arbeitsaufträgen, die uns Frau Eggert, Frau Cott und Frau Renke mit einem verschmitzten Lächeln präsentierten. Sechs Seiten! – Wo soll dabei die Erholung bleiben?
Nach dem Abendessen mit Buffet und einem leckeren Kuchen als Abschluss lockte die Sky-Bar des Hotels. Die Handys und die Fotoapparate der älteren Generation hatten Hochkonjunktur. Der Ausblick auf die Stadt, die auch um 22.00 Uhr noch lange nicht im Dunklen lag, war unbeschreiblich schön und machte uns auf den nächsten Tag neugierig.
Gestärkt durch ein reichhaltiges russisches Frühstück wurden wir am nächsten Vormittag von Anna zu einer Stadtrundfahrt durch das „Venedig des Nordens“ abgeholt. Mit vielen Fotostopps zum Beispiel an der Eremitage, der Börse, der Isaakkathedrale, der Blutskirche und dem Marsfeld gelangten wir schließlich zu der Peter-Pauls-Festung, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf der sogenannten Haseninsel errichtet wurde. Nach der Besichtigung des dortigen Gefängnisses, in dem unter anderem der Sohn des Zaren Peter, der Schriftsteller Maxim Gorki und auch der Bruder Lenins inhaftiert waren, reihten wir uns in die Touristenschlange vor der Peter-und-Paul-Kathedrale auf dem Gelände ein, um die Särge der Zarenfamilie Romanow in der Seitenkapelle zu sehen. Völlig beeindruckt von der Kathedrale fuhren wir anschließend mit der Metro in Richtung Newski-Prospekt, als eine der Hauptattraktionen der Stadt für jeden Touristen.
Wer dachte, er hätte sich schon an diesem Tag verausgabt, musste sich eines Besseren belehren lassen. Der darauf folgende Tagesausflug sollte unsere Kondition und Begeisterungsfähigkeit erneut auf die Probe stellen. Das Ausdauertraining im Sportunterricht machte sich bezahlt. Mit dem Bus wurden wir in das etwa eine Stunde entfernte Puschkin gefahren, in dem sich der Katharinenpalast mit dem berühmten Bernsteinzimmer befindet. Nach der geführten Besichtigung des Palastes wandelten wir durch die Parkanlage und durften zudem noch dem Gesang eines russischen A-cappella-Ensembles zuhören. Gleich im Anschluss besichtigten wir das Schloss und die Parkanlage von Pawlowsk einer der Sommerresidenzen der russischen Zaren.
Die berühmte Isaak-Kathedrale, die größte und prunkvollste Kirche Sankt Petersburgs, besichtigten wir am Donnerstag. Diejenigen, die nach den Strapazen der vorherigen Tage noch Kraft hatten, wagten den Aufstieg auf die Aussichtsplattform in der Kuppel und genossen einen wunderschönen Rundumblick auf die sommerliche Stadt. Wie schnell sich das Wetter in Sankt Petersburg ändern kann, erlebten wir, nachdem wir die Kathedrale verlassen hatten. Ein Regenguss, von den gefühlten Ausmaßen einer Sturzflut, ergoss sich über uns. Glücklich konnte sich derjenige nennen, der sich rechtzeitig ins Trockene rettete. Nicht einmal ein Regenschirm hielt den Wassermassen stand, die aus allen erdenklichen Richtungen zu kommen schienen. Dennoch – das Tagesprogramm war noch lange nicht geschafft. Eine Rundreise mit der Petersburger Metro wartete noch auf uns, sodass kaum Zeit blieb, sich über dieses Naturereignis zu wundern. Also suchten wir die nächste Metrostation und begaben uns in die verrückte Normalität der russischen U-Bahn, die als eine der tiefsten der Welt gilt, um die erste U-Bahn-Linie Sankt Petersburgs zu betrachten.
Ein Einkaufbummel auf dem Newski-Prospekt rundete unser Tagesprogramm ab. Wer glaubte, der Tag sei schon vorbei, hatte sich getäuscht. Nach dem Abendessen hieß es Kofferpacken und die letzten Heimreisevorbereitungen treffen. Die letzten Einkäufe mussten wir noch erledigen, denn das Konfekt und der russische Kwass sind für die Zuhausegebliebenen schon etwas Besonderes. Eine Stunde vor Mitternacht, es war noch hell, trafen wir uns zu einer Bootstour. Nicht nur die an der Newa stehenden hochherrschaftlichen Häuser erregten unsere Aufmerksamkeit, sondern auch die vielen Boote, auf denen junge Russen Geburtstagspartys feierten. Gegen zwei Uhr stoppte der Kapitän das Schiff und suchte sich auf der Newa einen Ruheplatz. Von dort aus konnten wir genau beobachten, wie sich die erste Sankt Petersburger Brücke öffnete. Plötzlich und für uns ganz überraschend raste unser Boot los und lieferte sich eine rasante Verfolgungsjagd mit den anderen. Einigen blieb vor Staunen der Mund offen stehen.
Nach unserem nächtlichen Erlebnis holte uns der Bus bereits nach zwei Stunden vom Hotel ab. Ausgestattet mit einem Frühstückspaket fanden wir uns auf dem Flughafen Pulkowo wieder und sehnten uns nach einer Mütze voll Schlaf. In Berlin angekommen und nach einem straffen Marsch zur S-Bahn-Station sanken wir völlig erschöpft auf die Sitzbänke der Bahn. Als der Zug in den Hauptbahnhof Dessau einfuhr, waren wir alle froh, dass wir abgeholt wurden, denn die meisten von uns hörten ihr Kopfkissen schon sehr laut rufen.
Text: Sonja Renke
Fotos: Annika Petry
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