Studienfahrt zum Jubiläum „1700 Jahre Judentum in Deutschland“
Im Rahmen des bundesweiten Jubiläums „1700 Jahre Judentum in Deutschland“ fuhren wir als Religionskurs der zwölften Klassen des Walter-Gropius-Gymnasiums vom 03.11. bis zum 05.11. in die Hauptstadt Berlin.
Dort besuchten wir verschiedene Gedenkstätten sowie Ausstellungen zum jüdischen Leben in Deutschland. Allseits präsent war dabei natürlich die Erinnerung an die Shoa (nationalsozialistischer Völkermord an den Juden Europas), sodass wir zuallererst die eindrucksvolle Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor besuchten. Daraufhin ging es zum Jüdischen Museum Berlin, welches nicht nur mit seinen interessanten Ausstellungen zur Geschichte des Judentums, sondern auch mit seiner modernen Architektur von Daniel Liebeskind beeindruckte. Damit war der erste Tag auch schon vorbei.
Am folgenden Tag ging es in die Neue Synagoge Berlins, die mit ihrem historistisch-orientalistischen Stil ein unübersehbares Monument des jüdischen Lebens in Deutschland darstellt. Mindestens genauso interessant wie das Äußere der Synagoge war das Centrum Judaicum im Inneren, welches über Jüdinnen und Juden in Deutschland informiert. Nachdem wir an den bisherigen Stationen unserer Reise viele Informationen über das Judentum erhielten, konnten wir es in der Parochialkirche auf die bildende Kunst anwenden. Dort besuchten wir die im Rahmen des Jubiläumsjahres stattfindende Installation „Adam, wo bist du?“ der jüdischen Künstlerin Ilana Lewitan. In ihrem Kunstwerk verbindet Lewitan die Frage nach der menschlichen Verantwortung, eigener Identität und Nächstenliebe mit der schrecklichen historischen Situation der Judenverfolgung im Nationalsozialismus. Eine Frage, die von der Künstlerin aufgeworfen wurde, beschäftigte uns besonders: „Was wäre, wenn Jesus 1938 gelebt hätte?“. Nach dieser zum Nachdenken anregenden Ausstellung stand am Abend des zweiten Tages noch ein wichtiges Treffen an. Wir kamen ins Gespräch mit drei Personen des Begegnungsprojekts des Zentralrats der Juden „Meet a Jew“, die uns all unsere offenen Fragen beantworteten und von ihren Alltagserfahrungen als Jüdinnen und Juden in Deutschland berichteten. Leider mussten wir feststellen, dass das beispielsweise das Thema Antisemitismus in unserer Gesellschaft noch immer aktuell ist und man sich als Mitglied des jüdischen Volkes nicht immer und überall offen zeigen kann.
Am dritten Tag ging es sofort nach dem Frühstück zur Abreise. Doch fuhren wir nicht direkt nach Dessau zurück, sondern besichtigten noch das KZ Sachsenhausen in Oranienburg. Dieser Besuch machte uns allen noch einmal die wahren Auswüchse des schlimmsten Verbrechens der Menschheitsgeschichte bewusst.
Rückblickend war diese Reise eine wahre Bereicherung für uns. Wir konnten jüdisches Leben hautnah erfahren und uns in Toleranz und Akzeptanz üben, was unser Bewusstsein für jüdisches Leben in Deutschland bestärkte. Solche Studienfahrten bilden also einen wichtigen Teil der Erinnerungskultur und sollten einen festen Platz in unserem Schulsystem finden.
Abgerundet wird die Studienfahrt durch unsere Teilnahme am Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema „Antisemitismus – uralt und gefährlich aktuell?“. Hierfür haben wir während der Fahrt Videotagebücher erstellt.
Text: Jean Pierre Lehmann
Fotos: Marieke Ahrens
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