Mit voller Kraft durchs Ijsselmeer

Nach elf Jahren durch die unsichere See der Schule fühlten sich zwölf Gropianer mitsamt zweier Lehrer am 3. Juli 2022 bereit für ein richtiges Abenteuer. So ging es nachts los mit einer Zugfahrt durch Deutschland, direkt in die Niederlande hinein.

Unsere Füße sollten aber nicht allzu lange festen Boden fühlen, denn kaum waren wir angekommen, stiegen wir auf unser Domizil, ein Schiff mit gerade mal genug Betten für alle. Nach einer schnellen Beschlagnahme der Schlafkojen und der Einlagerung des selbstorganisierten Proviants setzte sich der Kahn auch schon in Bewegung. So sahen wir die kleine Stadt Muiden aus einem völlig anderen Blickwinkel als zuvor. Während wir die Schleuse zur See passierten, imponierten die kleinen, hübschen Häuser, die sich dicht an dicht am Ufer drängten. Das Wetter hob zudem die Laune aller, sodass wir, der typischen niederländischen Architektur gleich, gemeinsam und nebeneinander gequetscht ein Sonnenbad an Deck nahmen. Als wir am Abend anlegten, bereitete Meisterköchin Frau Grimm mit der Hilfe von so manchem Hilfskoch unser Abendessen vor. Mit wechselnder Besetzung schaffte sie es die ganze Woche über, selbst so manchen Feinkostverschmäher zu begeistern. Herr Busch verteilte indes alle Bootsmaate in Ordnungs-, Tisch- und Toilettendienste.
Jeden Tag segelten wir unter Anleitung unseres Kapitäns in idyllischen Kanälen, über! Autobahnen und das Ijsselmeer. Dabei lernten wir die Grundhandgriffe eines Segelbootes kennen, indem wir als Matrosen Segel hissen und reffen mussten, Seemannsknoten übten sowie selbst navigieren durften. Auch die harte Seite des Segelns mussten wir erleiden: Ein Sturm wütete auf dem Wasser und selbst die dicken Bullaugen unseres Traumschiffes waren teils unter Wasser. Wie sich herausstellen sollte, reichte das Geschaukel, um den einen oder anderen Schiffsjungen erbleichen zu lassen. Zur Ablenkung wurde deshalb einem großen Teil der Besatzung das Pokerspiel nahegelegt. Dabei versprachen sich selbst die Toilettenschrubber Millionen und die ach so kleinsten Gewinnchancen bewegten viele schnell All-in zu gehen. So passierte es, dass diese Player die große Fahrt verspielten, während andere sie verschliefen.
Am Abend knüpften wir dann Kontakt zu anderen deutschen Freibeutern. Wir verstanden uns gut mit den baden-württembergischen Waldorfschülern, auch wenn sich einzelne neckische Bemerkungen nicht verhindern ließen. Am Tag vor der Abreise machten wir zur Erleichterung aller einen Ausflug in das Herz der Niederlande, Amsterdam. Hierbei staunte jeder über die Menschenmassen, ein paar über die Architektur der Weltstadt und auch wenige über das hiesige „rot-kulturelle“ Angebot.
Zum Schluss verblieb uns dann nur noch der Abreisetag. Es hat einen jeden überrascht, wie schnell die gemeinsame Zeit verstrich.

Text: Joe Bernert
Foto: Axel Busch